WIE MAN EINEN
AWARD GEWINNT
Im März 2022 durften wir nach zwei Jahren Pandemie ein Wiedersehen feiern und dieses wurde kurzerhand in Wien mit ein paar Studiobildern und einem Cover belobigt. Die ganze Geschichte hinter der Reunion, begann allerdings im September 2019.
The Sony Story: Wie man einen Award gewinnt.
Es sollte eine ganz normale Woche werden und ich weiß noch ziemlich genau, dass ich extra wegen eines einzigen Shootings für nur zwei Stunden nach Wien fuhr. Ob man das pure Leidenschaft am Thema Modelfotografie nennt – oder schlichtweg, endgültige Blödheit, muss jeder für sich beurteilen. Dass dieser Tag am Ende zu einem „Gamechanger“ und eine Bestätigung meiner Art der Fotografie werden sollte, hätte ich nicht erahnen können.
An diesem Tag im September 2019 traf ich mich mit einem Model aus München. Vivienne war zufällig in Wien auf Urlaub und da wir uns bereits aus München kannten, beschlossen wir, spontan ein paar Bilder zu machen. Wir wollten etwas simples, etwas einfaches machen und hatten lediglich ein kurzes Zeitfenster für ein paar Bilder zur Verfügung. An diesem sonnigen Tag fanden wir eine Unterführung zu einer U-Bahn Station in Wien, dort schossen wir die Fotos, weil das Licht einfach mega war.
Ohne zu wissen was ich da eigentlich produziert hatte, fuhr ich zurück in den Süden. Ehrlich gesagt hat unser Treffen damals nicht länger als eine Stunde gedauert, eine einzige Stunde, die aber vieles in meinem Leben verändern sollte.
Im Dezember des gleichen Jahres surfte ich auf Social Media umher, wo mir immer wieder dieselbe Werbeanzeige des Sony World Awards 2020 angezeigt wurde. Nachdem es mir gelungen war, diese Werbeanzeige gekonnt drei Wochen lang zu ignorieren, sagte ich mir selbst:“ Ok, wenn ich das Ding diese Woche noch einmal sehe, klicke ich drauf.“
Natürlich kam es, wie es kommen musste und ich klickte am Ende der Woche doch auf die Werbeeinschaltung. Es handelte sich um einen Wettbewerb für FotografInnen, viel mehr hatte ich aber nicht zur Kenntnis genommen beim zügigen drüber lesen, da alles auf Englisch war und ich schlichtweg zu faul war, mir alles bis ins Detail durchzulesen. Nach dem Erstellen des Accounts, konnte ich bis zu 5 Bilder einreichen, um an besagtem Wettbewerb teil zu nehmen. Ich fackelte nicht lange und entschied mich für ein einziges Bild, nämlich das von Vivienne, getreu dem Motto: „Wenn ihnen das gefällt, dann verstehen sie was ich mache und dann haben sie alles gesehen wofür ich stehe.“ Ich rief Vivienne an, fragte sie um Erlaubnis und da sie keine Einwände hatte, lud ich das Bild hoch.
Die Monate vergingen und ich hatte mittlerweile längst vergessen, dass ich irgendwo, irgendetwas hochgeladen hatte. Im Februar 2020 bekam ich aus heiterem Himmel eine Mail, die meine kleine Welt ziemlich auf den Kopf stellen sollte. Zuerst hielt ich die Mail für einen reinen SPAM aber als ich genauer zu lesen begann, keimte in mir der Samen des Misstrauen auf, dass es vielleicht doch kein SPAM ist, weil ich ja irgendwo mitgemacht hatte.
Unter mehr als 300 000 Einsendungen (das muss man sich an dieser Stelle mal vorstellen, wie viele kreative Bilder und Möglichkeiten da zusammen kommen) hatte eine Jury, ausgerechnet unser Foto, zum Sieger erklärt. Darüberhinaus hätte ich Stillschweigen zu halten bis Sony die Sache publik macht.
Als die offizielle Pressemitteilung von Sony in den Monaten darauf folgte, brach über Nacht das Chaos aus. Mein Vater, der bis zu diesem Zeitpunkt absolut gar nichts mit meiner Fotografie am Hut hatte, rief mich um 6 Uhr morgens an: „Du bist in der Zeitung!“ Ich erwiderte im Halbschlaf:“ Was, wieso bin ich in der Zeitung?“ Kurze Zeit später dämmerte es mir als ich meine Mails öffnete und der Posteingang über ging mit Presseanfragen hier, Presseanfragen da, Siegerehrung, Ausstellung in London usw.
Um ehrlich zu sein war ich im ersten Moment wie erschlagen und konnte es gar nicht wirklich genießen, da ich anfangs nur damit beschäftigt war, irgendwie den Trubel um meine Person los zu werden, da ich das eigentlich gar nicht bin. Als wäre der Sieg jedoch noch nicht genug gewesen, landete das Bild, durch reinen Zufall, auch noch in der Sony Alpha Broschüre für Deutschland, Schweiz und Österreich. Ursprünglich war dafür nämlich ein anderes Bild vorgesehen gewesen aber dieses durfte man dann doch nicht verwenden, da die Fotografin des anderen Bildes ein Canon Ambassador war und Canon es ihr scheinbar verboten hatte.
Im Nachhinein betrachtet hat 2020 ein Highlight das Nächste gejagt und mir war bis zum Schluss nicht wirklich klar, was eigentlich abging. Vielleicht musste es auch genau so kommen, wie es kam?!
Wäre ich an diesem Tag im September nicht nach Wien gefahren, weil ich vielleicht zu müde gewesen, dann wäre das Bild niemals entstanden. Hätte man mir die Werbeanzeige nie angezeigt, wäre ich niemals auf die Idee gekommen wo mit zu machen. Hätte man mir sie kurz nach meinem Entschluss nicht mehr gezeigt, hätte ich niemals darauf geklickt.
Wie ich es auch drehe und wende, es mussten so viele Dinge zusammen fallen und viele kleine Entschlüsse, hinsichtlich meiner Fotografie, die ich die Jahre davor traf, führten am Ende zu einem großen Puzzle zusammen.
Das schrägste an der ganze Geschichte war allerdings die Tatsache, dass es Menschen gab, die sich Monate lange den Kopf darüber zerbrachen, was man bei so einem Wettbewerb einreichen könnte, während ich mich ziemlich rasch für ein Foto entschied, das ich gut fand und es eingereicht habe. Offensichtlich traf ich mit dieser intuitiven Entscheidung den Nagel der Zeit und die Jury aus NY hatte es offensichtlich beeindruckt. Kurz darauf ging die Pandemie los und vieles, das geplant war, musste abgesagt werden oder fiel komplett ins Wasser. Nichts desto trotz war es dennoch eine ziemlich amüsante Geschichte, die so mit Sicherheit nur das Leben schreiben kann.
Reunion zwei Jahre später: Mit dem Erfolg, kommt die Gelassenheit
Im März 2022 sah ich Vivienne dann in Wien wieder und die Wiedersehensfreude nach unserer Sony World Award Geschichte war riesig. In einem kleinen Mietstudio haben wir auf die guten alten Zeiten mit ein paar Bildern angestoßen. Auch wenn wir beide in den letzten Jahren etwas älter geworden sind und unsere körperliche Verfassung leicht abgebaut hat, haben wir dennoch nichts von unserer Power als Duett verloren.
Ganz im Gegenteil, umso erfolgreicher man ist, umso gelassener geht man an die Dinge heran. Wer am Ende ein gewisses Level oder gewisse persönliche Ziele im Leben erreicht hat, der muss sich selbst nichts mehr beweisen. Ein Umstand des Lebens, der das Älter werden auch so reizvoll macht.
Dieser Punkt lässt sich auch auf unsere Erfahrungen mit Models umlegen. Je erfolgreicher die Models waren, mit denen ich in den letzten Jahren arbeiten durfte, umso entspannter wurde es. Erst neulich hatten wir wieder ein Shooting samt Podcast und trotz des unfassbaren Werdegangs des Models war von Starallüren und wichtigem Getue keine Spur. Ganz im Gegenteil, es wurde geplaudert, gelacht, über das Leben philosophiert und die gegenseitige Arbeit wertgeschätzt. Spätestens als unser Model am Ende des Tages, im Ferrari nach Hause fuhr, war klar, ein gewisser Lebensstandard ist offensichtlich möglich, wenn man als Model wirklich erfolgreich ist und anständig Gas gibt! Die ganze Story zu besagtem Model gibt es dann übrigens im nächsten Podcast!
Fazit: Harte Arbeit bleibt, wenn dein Talent schlafen geht
Gibt es diese eine Formel die ein Garant ist für den Gewinn eines Awards? Wie man sieht spielen für den richtigen Moment zwar viele Faktoren zusammen, die man zwar „Glück“ nennen könnte – doch all die Meter die du dafür im Vorfeld gehen musst (Erfahrungen, Shootings für die Mülltonne, …) sind harte Arbeit. Und da kommt niemand drum herum.
Melina Studios